Geheimnisse
Die Bücher der Zauberin trugen Titel wie “Der Almanach der kleinen Dinge” oder “Der Gezeiten Fäden”. Es waren öde Texte über die Natur der Dinge, philosophische Ansichten und Eola fielen immer wieder die Augen zu, während sie auf dem Bett saß und darin blätterte. Schließlich hielt sie es nicht länger aus und begann unruhig im Zimmer auf und ab zu laufen. Sie horchte an der verschlossenen Tür und ging schließlich zum Fenster, um das Treiben im Burghof zu beobachten. Irritiert sah sie dabei zu, wie Wägen wieder entladen wurden und schließlich kam es zu einem Auflauf, bei dem Soldaten danach forderten zu wissen, was los war. Lord Fremm tauchte auf und nachdem er kurz mit ihnen geredet hatte, verstreuten sich die Soldaten wieder. Dann beobachtete sie, wie einer der Diener mit einem Eimer zu einer der Mauern lief und nicht zurückkam. Es dauerte eine Weile, dann trat ein Mann aus den Schatten, in die Kleider des Jungen gehüllt, eine Kapuze verbarg sein Gesicht, aber Eola war sich sicher, dass es sich nicht mehr um den Diener handelte. Eola verzog irritiert die Stirn, dann horchte sie auf. Ein Geräusch im Schlafzimmer holte sie in die Räume der Burg zurück. Sie sah sich um und bemerkte einen kleinen Schatten, der aufs Bett sprang. Sie ging hinüber und Krümel sah sie mit schräg gelegtem Kopf an.
“Nanu, was machst du denn hier?”, fragte sie den Kleinen, doch er fiepte nur kurz und kletterte dann einen der Balken hinauf, die das Dach des Himmelbettes stützen. Von dort sprang er auf einen Schrank und sah Eola erneut an.
“Was? Wie bist du überhaupt hier herein gekommen?”
Krümel gab ein eigenartiges Keckern von sich, dann verschwand er hinter dem Schrank und Eola runzelte die Stirn. Eigenartig, die Wand dahinter war mit Holz vertäfelt und sah recht neu aus. Sie ging zur Wand und lugte hinter den Schrank, dann klopfte sie sacht gegen die Vertäfelung. Es klang hohl. Eola stämme sich mit all ihrem Gewicht gegen den massiven Eichenholzschrank und endlich gelang es ihr, ihn etwas nach vorne zu schieben. Sie untersuchte die Dielen und stellte fest, dass dort bereits Schleifspuren zu erkennen waren, älter als dass sie gerade erst entstanden sein konnten. Hatte die Zauberin hiervon gewusst? War es vielleicht ein Fluchtweg für den Notfall? Hinter dem Schrank war eine der Leisten aus der Vertäfelung entfernt worden und Krümels kleiner Kopf lugte daraus hervor. Mit aller Kraft schob sie den Schrank weiter und schließlich hatte sie die dünne Lücke im Holz freigelegt. Sie nahm eine der Kerzen von der Anrichte und entzündete sie, dann lief sie zurück zur Wand und spähte in den Hohlraum dahinter. Der Hohlraum hinter dem Holz maß ungefähr eine Armlänge und Spinnweben hingen von der modrigen Decke. Rechts , war er von einer staubigen Wand begrenzt und links waren die überreste eines alten Kaminschachtes zu erkennen. Krümel hockte darauf und putzte sich das Fell mit der langen Zunge. Dann stellten sich seine Ohren auf und er sah Eola an. Eine Sekunde später, sprang er vom Kamin und verschwand in der dunklen Öffnung. Eola seufzte und schob sich durch die Lücke in der Vertäfelung. Dahinter war es eng und sie hielt die Luft an, als sie sich zum Kaminschacht vorarbeitete. Die raue Wand im Rücken, blies sie Spinnweben fort und musste sich einige Male über das Gesicht fahren. Dreck rieselte ihr in Kragen und Ärmel. Das Kleid würde das hier nicht heile überstehen. Zum Glück lies es genug Beinfreiheit, um sich darin vernünftig bewegen zu können. Dann hatte sie den Schacht erreicht und stellte die Kerze auf dem Boden ab. Im Gang hinter der Vertäfelung war nicht genug Platz, also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich mit den Beinen voraus in den Schacht zu schieben. Kurz hing sie in der Luft, dann rutschen ihre Hände vom staubigen Sims ab, an dem sie sich festgehalten hatte und es ging abwärts. Sie rutschte den Schacht hinunter, schürfte sich an den schartigen Wänden die Hände auf und hörte den Stoff ihres Kleides reißen. Dann kam sie im Dunkeln, knickte mit den Beinen ein und kullerte aus dem Kamin. Der Boden war weich und federte ihren Sturz, es tat trotzdem weh und fluchend kam sie auf die Beine. Von oben fiel zwar etwas Licht herein, doch die Kerze stand immer noch oben im Geheimgang und hier unten konnte sie kaum etwas erkennen. Sie tastete sich an der Wand entlang und hörte Krümel nicht weit entfernt keckern.
“Die Zündhölzer Krümel, sie liegen oben.”
Etwas sprang an ihr hinauf und dann spürte sie die weichen Händchen des Dämmerfuchses an ihrem Arm. Er schob sich auf ihre Schulter und schmiegte sich an ihre Wange. Eola musste kichern.
“Die Hölzer Krümel.”
Er quiekte und machte es sich auf ihrer Schulter bequem. Sie seufzte und tastete sich weiter an der Wand entlang. Der Raum, in dem sie sich befand, war größer als die Nische hinter der Vertäfelung, doch bald stießen ihre Finger wieder gegen Stein, der im rechten Winkel zur Mauer lag, an der sie sich entlang tastete. Sie vernahm leise Stimmen von Fern. Sie musste sich im Erdgeschoss befinden, aber die Mauer war so dick, dass sie nicht hören konnte, was genau gesprochen wurde. Irgendwann stieß sie erneut gegen Holz, eine weitere Vertäfelung und sie suchte nach Ritzen zwischen den einzelnen Paneelen. Eola tastete sich weiter voran und schließlich spürte sie eine Lücke, dort wo das Holz wieder auf Stein traf. Sie schob die Finger dazwischen und stellte erstaunt fest, dass sich die Vertäfelung beiseite schieben lies.
Die Paneele klappten sich ineinander wie eine Jalousie und gaben den Blick auf einen kleinen Raum dahinter frei. Im Halbdunkel dahinter erkannte sie einen Tisch und noch mehr Spinnweben. Von irgendwoher fiel Licht hinein und sie erkannte Karten, ein Tintenfass, eine Feder und Kerzen, die auf dem niedrigen Beistelltisch lagen. Dazu eine Schachtel Zündhölzer, als hätte sie jemand absichtlich hier zurückgelassen. Eola lief zum Tisch hinüber und entzündete eine Kerze. Dann besah sie sich die Karten auf dem Tisch. Jemand hatte sie hier mit Feder und Tinte angefertigt, andere Karten schienen älter zu sein und zeigten ein Gewirr an Tunneln und Gängen.
“Ahnenfels”, las sie, und auf einer der neuen Karten: “Tunnel der Toten?”
Sie faltete die Karten zusammen und klemmte sie sich unter den Arm. Wenn der Kaiser sich in den Tunnel der Toten versteckt hielt, würden sie ihr noch von Nutzen sein. Ahnenfels, das klang beinahe wie Ärenfels und sie fragte sich, ob diese Tunnel vielleicht unter der Burg lagen. War dieser Hügel einmal ein Ahnengrab gewesen? Es würde erklären, wie der Kaiser sich so lange vor dem König hatte verbergen können und vom Kerker aus, in dem er Eola besucht hatte, gab es vielleicht einen Eingang zu diesen Tunneln. Wusste der König nichts von diesen Tunneln? Warum hatte er nicht dort nach dem Greis suchen lassen? Mit einer neuen Kerze bewaffnet sah sie sich im Raum um. Sie fand nichts außer Spinnweben und Staub. Doch eine weitere Vertäfelung im hinteren Teil des Geheimzimmers erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie ging daran entlang und mit einem Grinsen schob sie die Paneele beiseite. Von hier kam das Licht, das sie bemerkt hatte und sie schob die Vertäfelung wieder zurück an ihren Platz. Dann sah sie sich im Raum dahinter um.
Er wurde von einem kleinen Kamin erleuchtet, es gab ein Bett, einen großen Kleiderschrank und eine Kommode. Darauf stand eine Schatulle aus grünem Holz und neben dem Bett lag ein Vorleger aus weißem Fell. In der einer der Ecken stand ein mit gold verzierter Paravent.
Doch nichts im Raum ließ darauf schließen, wer hier wohnte. Es gab also jemanden in der Burg, der von den tunneln wusste und sich mit den Karten beschäftigte. Eola musste sofort an Lady Tahlwynn denken, aber sie kam aus den Goldhainen und auch wenn es die Person war, die sie am wenigsten leiden konnte, war sie doch weit von Zuhause und was sollte sie mit den Plänen verstaubter Tunnel anstellen wollen? Auch der König fiel als Bewohner der Räumlichkeiten wohl aus. Hätte er von den Tunneln gewusst, hätte er dort nach dem Kaiser suchen lassen. Bajkas Räume waren zwar ebenfalls mit dem Geheimgang verbunden gewesen, aber sie schloss Eola ebenfalls aus. Vermutlich hatte sie von dem Raum mit den Karten gar nichts gewusst. Und dann beantworteten sich ihre Frage wie von selbst, als jemand die Räume durch eine der Türen betrat. Schnell verbarg Eola sich hinter dem Paravent und beobachtete dann durch den Spalt zwischen den Trennwänden, wie Lady Ysabeth das Schlafzimmer betrat. Die Königinmutter ging zur Kommode hinüber und zog eine der Schubladen auf, sie kramte kurz darin herum, ließ etwas in den Falten ihres Kleides verschwinden und ließ sich dann aufs Bett sinken. Eola hielt die Luft an und verhielt sich mucksmäuschen. Krümel auf ihrer Schulter schnupperte in die Luft und sie kraulte behutsam seinen Nacken, damit er keinen Laut von sich gab, erreichte damit aber genau das Gegenteil. der Dämmernfuchs schnurrte und sofort ließ Eola es bleiben. Krümel quiekte aus Protest und der Schatten der Königinmutter hinter dem Paravent drehte sich langsam zu ihr um. Sie spähte erneut durch den Spalt vor sich und sah Lady Ysabeth die Stirn runzeln. Dann stand sie auf und kam langsam auf Eola zu. Vor Schreck schlug Eola die Hand vor den Mund und betete stumm, dass die Königinmutter nicht nachsehen würde.
Nur eine Maus! Es war nur eine Maus!
Kurz bevor die Lady den Schirm erreicht hatte, klopfte es an der Tür und Eola atmete erleichtert aus, als die Königinmutter sich umwandte und zur Tür ging.
“Ja?”, hörte sie Lady Ysabeths Stimme.
“Milady, die Zauberin wollte mit euch sprechen. Soll ich ihr sagen, dass ihr jetzt Zeit habt?”
“Sagt ihr, ich werde sie im Dienstzimmer empfangen.”
Dann schloss die Lady wieder die Tür, trat vor den Spiegel und Eola beobachtete, wie sie sich die Kleider richtete und ihre Reflexion im Glas betrachtete. Sie sah erschöpft aus, das erkannt Eola selbst von hier und ein Schatten lag auf ihren feinen Zügen. Dann straffte sie die Schultern und setzte ein Lächeln auf, das den Schatten wie wegwischte. Nachdem sie sich noch einmal vergewissert hatte, dass ihre Frisur, die sie zu einem Dutt hochgesteckt hatte, saß, verließ sie endlich ihre Räume und Eola trat hinter dem Paravent hervor.
“Das war ganz schön knapp”, sagte sie zu Krümel.
“Aber die Königinmutter, damit habe ich nicht gerechnet. Sie war so nett zu mir.”
Sie kraulte Krümel hinter dem Ohr und er schnurrte zufrieden.
“Dir ist das egal was? Hauptsache du bekommst genug Kuchen.”
Bei dem Wort Kuchen stellten sich Krümels Öhrchen auf und er keckerte glücklich.
“Du bekommst welchen, wenn wir herausgefunden haben, wo diese Tunnel hinführen. Aber vorher muss ich Bajka warnen. Schon wieder. Sie weiß gar nicht, was sie an mir hat.”
Krümel enthielt sich eines Kommentars und Eola schlich zur Tür. Sie lauschte, doch als sie nichts vernahm, keine Schritte, kein Gespräche, stahl sie sich auf den leeren Gang. Im selben Moment bog jemand um die Ecke und Eola runzelte die Stirn. Er trug die Kleider eines Dieners, aber Eola erkannte ihn trotzdem sofort.
“Kailan? Was macht ihr denn hier.”
~
Venges Kleider waren ihm viel zu klein, sie zwickten und drückten an den falschen Stellen, aber er hatte Sellen aufgetragen, seine Kleider und das Kettenhemd mitzubringen, sobald er einen Eingang in die Tunnel gefunden hatte. Er hatte den Aufruhr im Hof genutzt, um sich über einen der Seiteneingänge der Burg Zutritt zu verschaffen. Vengen hatte ihm erklärt, wie er in die Bibliothek der Burg kam, doch er hatte einigen Wachen ausweichen müssen und sich natürlich verlaufen. Er war auf Gehöften aufgewachsen und hatte Burgen so gut es ging gemieden. Jeder Gang sah gleich aus und es gab allein im Erdgeschoss über ein Dutzend Zimmer und Räume. Wenn es so weiterging, würde er die ganze Nacht durch dieses Labyrinth irren. Natürlich war es nur halb so schlimm, doch die Zeit lief ihnen davon. Morgen würden sie mit der Vorhut abreißen und was dann mit Lord Kamm geschah, würde sich Kailans Einfluss entziehen. Eine Vorstellung, die ihm ganz und gar nicht gefiel.
Er kam an einem der Dienstzimmer vorbei, von dem er sich sicher war, dass er es bereits passiert hatte und blieb ratlos stehen. Eine Delegation Diener verließ gerade das Zimmer, gefolgt vom Kämmerer, den Kailan bereits außerhalb der Burg gesehen hatte. Er hieß Zoine oder so ähnlich.. Er sah Kailan abschätzig an und wischte sich die Hände an seiner Schürze ab. Dann scheuchte er eine der Mägde zurück in die Küche und wandte sich an Kailan, bevor dieser sich heimlich verdrücken konnte.
“Das Feuer in Lord Hagens Zimmer muss geschürt werden, kümmert euch darum, Bursche!”
Kailan machte eine unbeholfene Verbeugung und wollte davon eilen.
“Wo wollt ihr denn hin? Das Holz ist im Verschlag. Da entlang!”
Damit deutete er in die Richtung, aus der Kailan gerade kam.”
“Natürlich, Herr.”
Das ganze war demütigend.
“Und beeilt euch gefälligst.”
Kailan ging in die gewiesene Richtung einen gemurmelten Fluch auf den Lippen. Er bog um die nächste Ecke und nickte zwei Dienern zu, die sich leise miteinander unterhielten. Als er schon beinahe an ihnen vorbei war, horchte er jedoch auf.
“... wegen dem Mädchen”, sagte der eine gerade und Kalian lief etwas langsamer, um mitzuhören.
“... in Ungnade gefallen? Vielleicht ist es besser so”, antwortete der zweite Diener und Kailan blieb stehen.
“Der König hat sie zu sich rufen lassen. Ich glaube, es geht ihr an den Kragen.”
Kailan spitzte die Ohren, doch die Dieder sprachen jetzt so leise, dass er nicht hören konnte, über wen sie sich unterhielten.
“Steht hier nicht faul herum”, keifte jetzt der Kämmerer, der Kailan gefolgt sein musste, und schnell verschwand er um die nächste Ecke. Jetzt gefiel es ihm doch gar nicht so schlecht, dass die Gänge so viele Biegungen und Räume hatten und schnell versteckte er sich in einer Kammer, die er bereits auf seiner Suche fälschlich für die Bibliothek gehalten hatte. Kailan wartete, doch keine Schritte näherten sich und nach einiger Zeit traute er sich wieder auf den Gang. Er lief am Gang vorbei, aus dem er gekommen war und versuchte, sich erneut an Venges Wegbeschreibung zu erinnern. Er bog um eine Ecke und blieb stehen. Keine zwei Türen weiter, kam eine verstaubte und zerknitterte Eola auf den Gang geschlichen. Das grüne Kleid in das man sie gesteckt hatte, war zerrissen und sie hatte ein paar zerknitterte Bögen Papier unter den Arm geklemmt. Erstaunt sah sie ihn an.
“Kailan? Was machst du denn hier? Und was bei allen guten Geistern trägst du da?”
Kailan sah an sich hinab, dann wieder zu Eola im zerrissenen Klein. Er zog eine Augenbraue hinauf, dann schüttelte er bloß den Kopf und ging auf sie zu.
“Ich fasse es nicht das du mir wegen meinen Kleidern Vorwürfe machst. Dann schloss er sie in die Arme und erst versteifte sie sich etwas, dann erwiderte sie jedoch seine Umarmung.
“Es tut gut dich lebendig zu sehen Mädchen. Aber wir sollten uns nicht zusammen sehen lassen.”
Eola grinste ihn schief an, nickte dann jedoch.
“Kommt mit, im Bücherzimmer sollten wir ungestört sein."
Immer auf der Hut keiner Wache oder erneut dem Kämmerer in die Arme zu laufen, folgte Kailan dem Mädchen in den zweiten Stock und dann in ein kleines Turmzimmer. Dabei fiel ihm zum ersten Mal das Tier auf, das dem Mädchen auf der Schulter hockte, wie ein dressiertes Kätzchen. Es sah Kailan aus Glubschaugen argwöhnisch an. Des Fell war dunkel golden gestreift und die großen Ohren zuckten hin und her, der buschige Schwanz, ähnlich dem eines Eichhörnchens, wippte leicht auf und ab.
“Also, was macht ihr in der Burg?”, fragte Eola schließlich, als sie im Bücherzimmer angekommen waren.
Er sah sich kurz um, dann fuhr er sich kurz durchs kurze braune Haar und ließ sich etwas Zeit, seine Gedanken zu sortieren.
“Lord Kamm wurde verhaftet.”
Eola nickte. “Ich weiß. Das tut mir übrigens leid. Es ist alles meine Schuld. Aber ich bieg das wieder hin.”
Kailan zog eine Augenbraue hoch.
“Ach ja? Und wie willst du das anstellen?”
Eola seufzte und ließ sich in einen der Sessel sinken. Dabei rieselte Deck auf die sauberen Kissen.
“Erzählt mir zuerst, warum ihr hier seid. Ihr habt diesem Diener die Kleider abgenommen, richtig? Ich habe es aus Bajkas Arbeitszimmer aus gesehen.”
Kailan nickte. Die Zauberin also. Er hätte es sich ja denken können.
“Wir vermuten, dass ein Greis, nach dem der König sucht, sich in geheimen Tunneln unter der Burg versteckt. Lord Eolin hat versprochen demjenigen einen Wunsch zu erfüllen, der ihn findet.”
“Der Kaiser”
Kailan nickte.
“Woher weißt du das?”
“Ich habe ihnen gesagt, dass er auf Ärenfels ist. Oder wie man es früher nannte, Ahnenfels.”
Falten bildeten sich auf Kailans Stirn und Eola erzählte ihm, was alles passiert war, seid sie sich zum letzten Mal gesehen hatten. Kailan unterbrach sie nur für eine gelegentliche Zwischenfrage, doch als sie auf das zu sprechen kam, was auf Madiskat passiert war, geriet ihre Stimme ins stocken. Kailan drängte sie nicht. Wenn die Zeit kam, würde sie schon mit der Sprache heraus rücken.
“Also habt ihr wie durch Zufall die Pläne gefunden, hinter denen ich her bin. Ihr seid wahrlich vom Glück verfolgt, Kleine."
Eola grinste wieder ihr freches Koboldgrinsen.
“Sag ich doch. Ich bin ein Glückskind und mein Glück beschränkt sich nicht nur aufs Spiel”
“Und doch wurde Lord Kamm verhaftet und der Kaiser immer noch nicht gefunden. Ihr könnt also keine Wunder vollbringen, sehe ich das richtig.”
Eola seufzte und reichte ihm die Pläne, die sie auf dem kleinen Beistelltisch abgelegt hatte.
“Deshalb will ich es von der Zauberin lernen. Hier, das ist das Mindeste, was ich für Lord Kamm tun kann.”
Kailan nahm die Bögen entgegen und faltete sie auf.
“Danke.”
Er studierte die Karten der Tunnel eine Zeit lang, dann ließ er sie wieder sinken und beobachtete Eola dabei, wie sie gedankenverloren das kleine Tierchen streichelte, das es sich auf ihrem Schoß bequem gemacht hatte.
“Also hat dein Glück dafür gesorgt, dass du im Kerker gelandet bist. Damit die Zauberin überhaupt auf die Aufmerksam wird?”
Eola nickte.
“Dann solltest du dir keine Vorwürfe machen, Kleine. Du wusstest nicht, das es Lord Kamm in Schwierigkeiten bringen würde und du kannst schließlich nicht beeinflussen was passiert ist, richtig?”
Dabei sah er sie scharf an, doch die Schuldgefühle standen ihr ins Gesicht geschrieben.
“Ich werde mit Bajka reden, mit dem König, wenn nötig. Er muss Lord Kamm wieder freilassen, wenn wir ihm den Kaiser bringen, richtig?
Kailan seufzte, faltete die Pläne wieder zusammen und ließ sie in einer Tasche verschwinden.
"Ich fürchte, so einfach ist das nicht. Die Männer von Lord Geiz wollen, dass man ihnen einen Schuldigen liefert. Sie wollen dich.”
“Aber sie werden mich nicht kriegen. Das wird mein Glück nicht zulassen.”
Kailan nickte.
"Und was machen wir dann?”
“Wir holen uns den Kaiser. Was den König angeht, kann ich nicht sagen, wie er handeln wird. Es ist müßig, sich darüber Gedanken zu machen.”
Eola stand auf und schob sich den kleinen Fellball auf die Schulter.
"Also nehmt ihr mich mit in die Tunnel?”
“Ich weiß nicht ob …”
“Ihr müsst mich mitnehmen, Kailan. Ihr braucht mich, mein Glück um genau zu sein und ich schulde es Lord Kamm.”
Kailan seufzte und nickte dann.
“Da ich weiß das ich es euch eh nicht ausreden kann …”
Eola strahlte. “Ich bin mir sicher wir finden diesen alten hässlichen Kauz, er ist nur noch ein alter Mann. und dann muss der blöde König Kamm einfach freilassen. Ich weiß das es so kommen wird. Kailan nickte, doch er war sich da nicht so sicher.
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