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ein verrirrter Prolog, mit Aussicht auf mehr.

Fabians Prolog  oder “Wie schmeckt eigentlich Kartoffelsuppe?” Im Allgemeinen war es sehr heiß. Es war auch gruselig und schaurig und ab und...

Freitag, 24. Januar 2025

ein verrirrter Prolog, mit Aussicht auf mehr.

Fabians Prolog 

oder

“Wie schmeckt eigentlich Kartoffelsuppe?”


Im Allgemeinen war es sehr heiß. Es war auch gruselig und schaurig und ab und an sehr seltsam, aber die Hitze stand ganz klar im Vordergrund.

Sie stand bis unter die zerklüftete Decke, wand sich wie träge Schlangen über den Boden und war auch dazwischen sehr präsent.

Nur der Boden war kalt, eiskalt. 

Obwohl, nein, eigentlich war auch der Boden sehr heiß, was wohl vor allem an den mit Lava gefüllten Becken lag, aber auch an den Flammen, die an den Wänden leckten, als könnten sie dort etwas köstliches abschlabbern. Vielleicht Sirup?Oder leckere Marmelade. Aber das war nur Wunschdenken, denn hier, wo auch immer das eigentlich war, gab es nicht einmal etwas Einfaches zu essen, wie Kartoffelsuppe. Dabei waren die blubbernden Lavaseen wie dafür geschaffen, darüber eine wohlschmeckende, vielleicht aber auch etwas verbrannte Suppe zu kochen. Trotzdem machte sich Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch gerne darüber Gedanken wie die Wände vielleicht schmeckten falls sie mit Marmelade bestrichen wären, was sie natürlich nicht waren, das wusste selbst er. Dabei waren seine drei Gehirnwindungen nicht dafür gemacht, sich viele schlaue Gedanken zu machen.

Trotzdem machte er sie sich, ganz zum Ärger seiner Freunde, die wirklich dumm waren. Nicht wie er nur ein bisschen dämlich, sondern strunzdumm, so dumm, das es dämmerte. Eine seiner Gehirnwindungen meldete, dass man das eigentlich so nicht sagte, aber es war eine besonders dämliche Gehirnwindung, also hörte er einfach nicht auf sie. Stattdessen dachte er lieber an Kartoffelsuppe, dabei hatte er noch nicht einmal eine einzige Kartoffel gesehen, geschweige denn gegessen. 

Trotzdem dachte er gerne darüber nach, wo er vielleicht welche herbekam. Dabei kam er oft, nein eigentlich immer, zu dem Schluss, dass er gar nicht wusste, wo er anfangen musste zu suchen. Wuchsen Kartoffeln an Bäumen oder Sträuchern?Oder wurden sie von irgendwelchen Vögeln gelegt? Er hatte von Dingern gehört, die von Vögeln gelegt wurden, wie hießen sie noch gleich?

Ach ja, Eier.

“Hey Buschmann, geh mir mal aus dem Licht”, riss ihn da eine Stimme aus seinen beinahe schon intelligenten Überlegungen. Die Stimme gehörte dem nervigsten, überheblichsten und redseligsten Frosch, den Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch je getroffen hatte. Das Frösche eigentlich nicht reden, wusste er nicht, da dieser hier auch der einzige Frosch war, den er je getroffen hatte. Das er etwas größer war als normale Frösche, war ihm dementsprechend auch noch nicht aufgefallen. Genau genommen war er sehr viel größer als ein normaler Frosch, nämlich fast über einen Meter größer. Man musste nur die Größe eines echten Frosches von einem Meter abziehen und dann hätte man ungefähr die Größe zusammen, die dieses Exemplar seiner Spezies bemaß, plus minus ein paar Zentimeter, wer konnte das schon so genau sagen. 

Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch jedenfalls nicht.

Er war noch mit dem Gedanken beschäftigt, aus welchem Licht er dem Frosch gehen sollte, denn er wusste zwar was Licht war, aber es war an diesem Ort - wo auch immer der lag - so omnipräsent, dass man genau genommen niemandem im Licht stehen konnte. Die Frage war Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch leider in einer seiner Gehirnwindungen stecken geblieben, als das Wort “omnipräsent” in seinen Lösungsansätzen vorgekommen war. Er kannte es erst seit kurzem und fragte sich jetzt, ob er es richtig verwendet hatte. Vermutlich war es in der Windung stecken geblieben, die sich auch über das Wort “dämmern” beschwert hatte, aber wer konnte das schon so genau sagen.

Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch jedenfalls nicht.

“Klappe Frodo!”, schnauzte er also, als ihm keine bessere Idee kam, und mit einem Schnipsen verpasste er dem nervtötenden Frosch einen Schmerzschmatzer. Eigentlich verursachte er mit dem Schnipsen einfach nur kurze Schmerzen und diese einfache Art der Magie verursachte auch keinen Laut, trotzdem nannte Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch diesen kleinen Zaubertrick gerne so. Ihm gefiel das Wort Schmerzschmatzer, es war so viel lustiger als dieses bescheuerte “omnipernent”. Bevor ihm eine seiner Gehirnwindungen melden konnte, dass es nicht dasselbe Wort war, über das er gerade noch nachgedacht hatte, schaltete er sie einfach ab. Stattdessen sah er lieber dabei zu, wie Frodo kurz zusammenzuckte und quittierte seine Schmerzen mit einem kurzen Kichern.

“Ich heiße Fredo.”

“Was?”

“Nicht Frodo.”

“Mir doch egal.”

Das der Frosch ihn gerade ebenfalls nicht mit seinem Namen angesprochen hatte, war in der Gehirnwindung verloren gegangen, die er abgeschaltet hatte, sonst hätte er dem aufsässigen Frosch vermutlich direkt noch einen Schmerzschmatzer verpasst. Stattdessen hörte er kurz auf mit den verkümmerten Flügeln zu flattern und sah mit einem Stirnrunzeln auf das hinab, was Fredo in den grünen Patschehänden hielt.

Wenn er denn die Stirn hätte runzeln können. Denn dort wo bei einem normalen Menschen die Stirn gewesen wäre, standen Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch zwei krumme Hörner aus dem Fell. Oder aus dem bisschen an Haaren, die man als Fell hätte bezeichnen können. Wenn man es ganz genau nahm, war es also eigentlich gar kein Fell, sondern eher ein Flaum oder so etwas wie Borsten, also eigentlich auch kein Flaum. Er hatte allerdings mehr von - was auch immer es eigentlich war- als die anderen seiner Art, zumindest die, die er bisher kennengelernt hatte, was Fredo vermutlich auf den genialen Namen Buschmann gebracht hatte. Aber die Gehirnwindungen, die auf all das hätte kommen können, waren ja nun einmal abgeschaltet. Und als er sie wieder anstellte, um sich einen Reim auf das Stück Papier zu machen auf das Fredo kritzelte, waren diese Gedanken bereits vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis transferiert worden, wenn Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch denn so etwas wie ein Langzeitgedächtnis gehabt hätte. So verpufften sie einfach im leeren Raum zwischen Schädel und Gehirn, wovon es in Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch Kopf sehr viel gab.

“Was wird denn das, wenn's fertig ist?”, fragte er und deutete dabei auf das, was Fredo so kritzelte.

“Mein Debut Album.”

“Hä?”

Fredo seufzte und sah auf.

“Ich schreibe die Noten für ein Lied auf. Weißt du, was Noten sind, Fellfritz?”

“He, so heiß ich nicht!”

Der Frosch zuckte bloß mit den Schultern doch bevor Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch ihm einen weiteren Schmerzschmatzer verpassen konnte, setzte er hinzu:

“Tut mir leid, dein richtiger Name ist mir einfach viel zu kompliziert. Ihr solltet echt mal über Abkürzungen nachdenken.”

Jetzt war es an Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch mit dem Schultern zu zucken und er grinste fies.

“Mir doch egal. Nenn mich einfach geflügelter Horror.”

“Ich werde dich ganz sicher nicht geflügelter Horror nennen”, entgegnete der Frosch und verdrehte die Augen. Er hatte sehr große Augen, in denen sich das Feuer schön schaurig spiegelte und mit denen es sich hervorragend die Augen verdrehen ließ. Etwas wofür Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch ihn beneidete, nur hätte er das niemals zugegeben. Aber weil er so schön die Augen verdrehte, ließ Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch ihm seine Unverfrorenheit durchgehen. Schon wieder verschluckte sich sein Gehirn beinahe an diesem komplizierten Wort. Und Schuld daran war dieser verfluchte Frosch, der ihm diese ganzen Worte überhaupt erst in den Kopf gesetzt hatte. Also verpasste er Fredo doch noch einen Schmatzer. Der Frosch jaulte auf und ließ das Stück Papier beinah fallen, das er in der Hand hielt.

“Wofür war das denn?”

“Für eure Unbefrohtheit.”

“Meine was?”

“Ach, haltet einfach die Klappe!”

Damit begannen seinen kümmerlichen Flügel wieder zu schlagen und er ließ den Frosch mit seinem Gekritzel allein. Sollte er doch sein Foto Album kritzeln, es interessiert Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch nicht besonders.

Hätte er die eine Gehirnwindungen, die ihn gegenüber seinen anderen Artgenossen tatsächlich überlegen machte, nur etwas angestrengt, hätte diese vielleicht verarbeiten können, was Fredo gekritzelt hatte. Denn dieser Teil seines Gehirns hatte die Zeichen abgespeichert, die in regelmäßigen Abständen in die Felswände geritzt worden waren, die von den Lavabecken hinauf zu dem massiven scharfkantigen Thron führten, auf dem sein Meister so gerne Platz nahm, wenn er denn einmal da war. Vielleicht wäre Krischna’Schnarick-Schrickschakrisch dann aufgegangen, was Fredo plante. Obwohl sein Plan noch in der Kinderwiege lag und hauptsächlich “Abda Abda!” schrie, während eine verzweifelte Amme versuchte, ihn zu beruhigen.


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