Frau Frai hatte bessere Tage hinter sich als diesen.
Ihr fielen
mindestens fünf Tage ein, die Ihr mehr Sorgen bereitet hatten als dieser.
Oder eher drei?
Nein vier!
Der heutige Tag war schon ziemlich Sorgen
erregend.
Manch einer könnte vielleicht meinen, das ihre Sorgen von den dunklen Wolken am Horizont herrührten, oder von den zwei Armeen, die seit zwei Tagen auf einander zu zogen.
Manch einer hätte vielleicht gar nicht verstanden, wie man sich an einem so friedlichen Ort bei so strahlend blauem Himmel überhaupt Sorgen machen konnte; Abgesehen von den schweren Regenwolken, die sich am Horizont zusammen zogen.
Aber noch regnete es nicht, und noch waren die Armeen mehrere hundert Meilen von einander entfernt.
Der Tag glich einem lieblichen Vogelgesang, der in sonnendurchtränkten Wipfeln der Kiefern hing, die vereinzelt den Weg säumten.
Das Gezirp der Grillen im hohen Gras, war so laut, das es das Rauschen des fernen Laubwaldes fast überhört hatte, welches bereits erste Sturmböen ankündigte. Schmetterlinge und Hummeln die durch das Gebüsch und um die vereinzelten Feldblumen flogen, regten zum Träumen an. Von lieblichen Sommernächten am Lagerfeuer und heiteren Spaziergängen an klaren Frühlingsmorgenden.
Frau Frei, war keine normale Frau, denn sie spürte die Geis der Welt mit jeder Zelle ihres Körpers:
Die wogende zitternde Geis, die durch jeden Zentimeter dieser Welt floss-sirupartig und träge. Man konnte den Fluss anzapfen und wenn man es besonders geschickt anstellte, ließ er eben jene, Wunder wirken.
Die Wunderwirkerinn erklomm einen der vielen Hügel auf der unendlich grünen Wiese, welche bis zum fernen Himmel reichte und im Flirren der Sonne mit dem Grau der Wolken verschwamm.
Nein, Frau Frei war nicht besorgt wegen sich ankündigendem Regen oder fernen Schlachten!
Frau Frei war besorgt, weil die Geis die sonst so stürmisch Floss, sich in diesen Tagen, nur noch zart und kalt um ihre Knöchel schmiegte und mehr einer fröstelnden Briese glich statt dem warmen Sturm, der einst getobte hatte.
Als sie die Spitze des Hügels erreichte blieb sie stehen und schloss die Augen. Sie konzentrierte sich und eine einzelne Furche zeigte sich auf ihrer Stirn. Langsam hob sich ihre Hände dem Himmel empor.
Die Zauberinn erfühlte den Wind, tastete danach als könne sie ihn greifen. Sie konzentrierte sich noch etwas stärker und spürte dann endlich, wie das bisschen Geis, das um ihre Füße strich, hinauf schwebten und sich um ihre Fingerspitzen sammelte. Dann begann sie die Finger zu bewegte, als drücke sie die Tasten eines unsichtbaren Klavier und fing leidenschaftlich an zu spielen.
Und wie als ertöne plötzlich stille Musik, begann sie zu singen:
Die Elbe lacht zum laut`ren sein.
Im Winter friert der Mond sie ein.
Ein Strahl der glimmt im Morgentau.
Und rauscht der Wind am Morgen flau.
Dann geht des Welten Angesicht.
Zum ersten Mal in hoher Gischt.
Der Ew´gen Uhrzeit Wellen unter.
Wir Wesen sind so klein darunter.
Ihr dunkelblaues Kleid wehte plötzlich um sie herum, als würde ein Wind es anheben und ihre Füße hoben sich unmerklich vom Boden. Sie tanzte zu den Klängen ihrer Stimme über den Hügel, hob und senkte ihre Hände dabei und zeichnete ein kaum sichtbares Netz aus leuchtenden Fäden in die Luft.
Der Wind fuhr plötzlich stärker durch die Gräser und drückte sie flach auf den Boden, während Frau Frai wie eine Ballerina darüber flog.
Als das letzte Wort von einer Böe davon getragen wurde, fiel die Singende langsam in sich zusammen, bis sie erneut in ihrer Ausgangsposition angekommen war und ihre Füße wieder den Boden berührten.
Und weiter sank sie in sich zusammen, als würde sie von einer schweren Last zu Boden gedrückt. Das Netzt aus feinen Strahlen hing weiterhin über ihr und wurde immer deutlicher sichtbar, bis jeder einzelne Faden so stark strahlte, das man die kniende Frau darunter kaum noch erkennen konnte.
Die Geis die von dem in der Luft flirrenden Netzt ausging, waren sogar fast für einen Normal sterblichen sichtbar, wie ein Fluss aus Lichtwellen, die über den Hügel schwappten und sich um die Bäume und Gräser ergoss wie Wellen aus Licht.
Der Schleier über der Zauberinn war jetzt so hell, das man mit bloßem Augen kaum noch den Hügel betrachten konnte ohne geblendet zu werden.
Dann wurde das Netzt aus blendende Fäden wieder dunkler und der Strom aus Licht verebbte nach und nach, bis nur noch ein leichtes Flimmern über dem gesenkten Kopf der knienden Frau hing. Es war kaum noch zu unterscheiden, vom Hitzeflimmern über der Wiese.
Als der letzte Faden erloschen, war gut eine Stunde vergangen, in der Frau Frai nur still und fast unbeweglich auf dem Hügel gehockt hatte. Sie und ihre Schwestern hatten den gesamten Vorrat des Goreistein auf drei Portale aufgeteilt. Die Geis des Steines war durch ihr Portal geflossen und hatte sich bereits in den Wäldern verteilt. Jetzt war die Zauberinn ausgelaugt, hatte kaum noch die Kraft einen einfachen Zauber zu wirken. Aber die brauchte sie auch gar nicht. Es war vollbracht und Frau Frei war vollkommen zufrieden mit dem Ergebnis.
Jetzt, da sie sich langsam wieder aufrichtete knackten ihre steife gewordenen Gelenke und sie streckte sich um das Kribbeln aus ihren Gliedern zu vertreiben. Langsam ging sie den Hügel wieder hinnab, während die letzte Schlieren Geis weiter den Hügel hinnab trieben. Sie hatte ihre Arme zur Seite gestreckt und wedelte leicht mit den Händen, als wolle sie verlorene Schafe zusammentreiben.
Als sie wieder am Fuße des Hügels angelangt war, streckte sie noch einmal ihre Glieder aus. Frau Frei hatte Kopfschmerzen, die Migräne zu nennen sie nicht wagte. Es waren wohl erste Anzeichen der Erschöpfung, vermutete die Zauberinn. Sie ließ sich erschöpft ins Graß gleiten, diesmal in einer etwas erholsameren Pose um ihre Kräfte zu schonen und hob lamgsam die Hände. Sie zeichnete liegende und stehende Achten in die Luft, bis ein ovales Fenster aus Licht in der Luft hing, benutzte dafür Geis, die sich nun langsam in ihrem Körper sammelte und war jedoch besonders sparsam, um sie nicht sofort wieder zu verbrauchen.
Ein flackerndes Bild manifestierte sich auf der glühenden Scheibe und das Gesicht einer Frau erschien darin. Ihre Umrisse waren undeutlich, doch man erkannte rotes Haar und einige Sekunden spater, wurde das Bild klarer.
Die Frau mit den geflochtenen Haaren musterte Frau Frai mit sorgenvollem Blick, dann hob sie an zu sprechen:
"Ist es vollbracht Schwester? ", fragte sie mit einer Stimme die wie Seiten eines Instrumentes zu schwingen schienen.
Frau Frai strich sich ihr Kleid zurecht und strich dann kurz über die leuchtenen Scheibe.
"Ja, es ist volbracht! Aber das ist nur ein Tropfen auf heißem Stein. Wir können es so nicht aufhalten."
Die Schwester im goldenen Oval nickte bedächtig.
"Ich verstehe deine Sorgen Schwester."
Ihre blauen durchdringenden Augen musterten Frau Frei und diese seuftze nun, als wolle sie ihre Antwort damit kommentieren.
"Aber wir müssen es weiter versuchen, der nächste Ort befindet sich hinter dem Azurgebirge, am besten solltest du den Reepass nehmen und dann Richtung Küste.", fuhr die Schwester fort und Frau Frai nickte abwesend. Sie war erst zwei Mal über den Reepass gereist und wusste, das es zwar ungefährlich war, allerdings trotzdem keine angenehme Reise.
"Die Zwillingsstadte Schwester, dort wartet Fran auf dich, er wird dir helfen. Lass ihn seine Kraft beisteuern. Wir brauchen alles was wir bekommen, für das was kommt."
Als ihr Gegenüber geendet hatte, machte die Zauberinn eine kaum merkliche Bewegung mit dem Handgelenk und das Bild verschwamm kurz. Sie murmelte Worte, die keine Waren, in eine nicht vorhandenen Bart, der sie dämpfte wie Watte.
Dann sagte sie:
"Der Reepass ist nicht der einzige Weg in die Zwillingsstadt. Kommen die Anderen gut zurecht?"
Die Frau in der Scheibe runzelte erneut die Stirn, was Frau Frai mehr verriet, als der Satz der darauf folgte:
"Die Zwillingsstadte Schwester, dort wartet Fran auf dich, er wird dir helfen. Lass ihn seine Kraft beisteuern. Wir brauchen alles was wir bekommen, für das was kommt."
Als ihr Gegenüber geendet hatte, machte die Zauberinn eine kaum merkliche Bewegung mit dem Handgelenk und das Bild verschwamm kurz. Sie murmelte Worte, die keine Waren, in eine nicht vorhandenen Bart, der sie dämpfte wie Watte.
Dann sagte sie:
"Der Reepass ist nicht der einzige Weg in die Zwillingsstadt. Kommen die Anderen gut zurecht?"
Die Frau in der Scheibe runzelte erneut die Stirn, was Frau Frai mehr verriet, als der Satz der darauf folgte:
"Der Reepass ist die einzige Möglichkeit die Netze zu verbinden, es wird dir nicht erspart bleiben Schwester."
Frau Frai wartete auf einen zweiten Teil, der nicht kommen würde.
Frau Frai wartete auf einen zweiten Teil, der nicht kommen würde.
"Natürlich, du hast Recht. Und was ist mit Fran. Wird er mich begleiten?"
"Er hat andere Aufgaben denen er nachkommen muss. Konzentriere du dich auf die Aufgabe die vor dir liegt."
Frau Frei nickte nur und es war ein solch sanftes Nicken, das die Rothaarige es fast übersehen hätte.
Dann trennte sie die Verbindung und die Scheibe verglomm langsam in der Abenddämmerung.
Die Anführerin der Schwesternschaft, hatte die Angewohnheit nur das zu erzählen, was sie für wichtig hielt und Frau Frei ärgerte sich etwas darüber, daß sie nicht in der Lage war der Schwester mehr als das zu entlocken.
Sie raffte ihre Kleider und stand wieder auf. Ihre Knie waren schon wieder steif geworden, doch im Angesicht des langen Marsches den sie vor sich hatte, war sie fast froh, daß sie nur steif waren.
Langsam ging sie über die Wiese, bis zu dem Ort wo sie ihre wenigen Habseligkeiten abgelegt hatte und hob den geschnürten Beutel aus dem Gras.
Er beinhaltete einen Leib Brot, ein Stück Käse, zwei Stücken Trockenfleisch und einen Wasserschlauch, der nur noch zu einem Drittel gefüllt war.
Sie legte sich den Beutel über den Rücken und ging Richtung Pfad zurück, den sie vor zwei Stunden Zwecks ihres Auftrages verlassen hatte.
Am Pfad angelangt, wandte sie sich nach Westen und und summte dabei leise.
Es war nicht dieselbe Melodie zu der sie noch vor einer Stunde über den Hügel getanzt war, aber sie war nicht weniger schön.
Die Anführerin der Schwesternschaft, hatte die Angewohnheit nur das zu erzählen, was sie für wichtig hielt und Frau Frei ärgerte sich etwas darüber, daß sie nicht in der Lage war der Schwester mehr als das zu entlocken.
Sie raffte ihre Kleider und stand wieder auf. Ihre Knie waren schon wieder steif geworden, doch im Angesicht des langen Marsches den sie vor sich hatte, war sie fast froh, daß sie nur steif waren.
Langsam ging sie über die Wiese, bis zu dem Ort wo sie ihre wenigen Habseligkeiten abgelegt hatte und hob den geschnürten Beutel aus dem Gras.
Er beinhaltete einen Leib Brot, ein Stück Käse, zwei Stücken Trockenfleisch und einen Wasserschlauch, der nur noch zu einem Drittel gefüllt war.
Sie legte sich den Beutel über den Rücken und ging Richtung Pfad zurück, den sie vor zwei Stunden Zwecks ihres Auftrages verlassen hatte.
Am Pfad angelangt, wandte sie sich nach Westen und und summte dabei leise.
Es war nicht dieselbe Melodie zu der sie noch vor einer Stunde über den Hügel getanzt war, aber sie war nicht weniger schön.
Während die Sonne immer weiter Richtung Horizont driftetet, schritt die Zauberinn bestimmten Schrittes den Bergen entgegen. Dahinter lag Alles, was sie aufzuhalten versuchten und sie hatte so eine Ahnung, das sie bis jetzt nur an der Oberfläche kratzten.
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