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Sonntag, 12. Januar 2025

Das Glückskind; Kapitel 2


Oine Peregrim der Silberfuchs.


Die Zimmer des Magiers war nicht das, was Eola erwartet hatte, als sie die Herberge von außen betrachtet hatte. Sie passten einfach nicht zum Grundriss des Gebäudes. Es musste einfach Magie im Spiel sein.

Die Räumlichkeiten lagen im Erdgeschoss und sie vermutete, dass sie extra für die wohlhabenden Gäste frei und vor allem sauber gehalten wurde. Es gab einen großen Kamin an der Nordseite des Raumes, gegenüber des großen Fensters, das den sanften Schein der Laternen vor dem Gasthaus einließ. Das gelbe Licht wurde jetzt durch die dunklen Gardinen gefiltert, die der Magier vor zog, bevor er es sich in einem der Sessel gemütlich machte. So wurde das ganze Zimmer in ein schwaches Rot getaucht.

Es gab drei hohen Ohrensesseln, mit Kissen und Decken ausgestattet, dazu einen kleinen runden Tisch aus Eibe und einen hohen Schrank, der einem Bücherregal glich, jedoch in die Wand eingelassen war und mit zwei Vorhängen versehen, vermutlich damit sich kein Staub auf die wertvollen Schriften legte.

“Ihr hattet behaupten, ihr seid nur auf der Durchreise?”

Der Magie sah von seinem Notizbuch auf, in dem er wieder zu kritzeln begonnen hatte.

“Man hält mir diese bescheidene Stube warm. Ich bin oft auf der Durchreise. Außerdem wird sie auch meinen Kollegen zuTeil wenn sie…”

Er beendete den Satz nicht, runzelte kurz die Stirn und schlug dann das Notizbuch zu.

“Habt ihr wieder Magie gewirkt?”

Sie stutzte ebenfalls.

“Nicht das ich wüsste. Kribbelt es euch wieder in den Finger mir dergleichen zu unterstellen.”

Der Magier schmunzelte.

“Darauf würde ich nie kommen.”

Dann wurde er wieder ernst.

“Ihr könnt es nicht kontrollieren, Kind?

Wisst ihr nicht, wie gefährlich das ist?”

Sie zuckte mit den Schultern und ließ sich ihm gegenüber in einen der Sessel sinken.

“Mein Glück bedarf keiner Anleitung. Es waltet stets in meinem Interesse.”

“Ach?”, dabei wanderte wieder eine seiner buschigen Augenbrauen hinauf.

“Ein Glückskind also? Ich habe die Mythen um den roten Stern stets für Ammenmärchen gehalten. Man lernt wohl nie aus.

“Wenn es ein Mythos wäre, wie hätte ich dann das falsche Spiel gewinnen können?”

“Mit Tricks und Schauspielerei.”

Eola schnaubte verächtlich und schlug wie der Magier die Beine übereinander.

“Mögt ihr mir verraten, wie ihr heißt, woher ihr kommt?”, fragte er dann.

“Solltet ihr einer Dame nicht vorher den Hof machen?”

“Man nennt mich Peregrim den Silberfuchs, aber ihr könnt mich bei meinem Vornamen nennen, werte Dame. Oine.”

“Oine Peregrim? Was ein eigenartiger Name. Ist es bei den Nebligen Brauch sich nach den Gesandten zu benennen?”

Der Magier setzte eine erstaunte Miene auf. 

“Ihr wisst vom Gesandten Oine?”

Sie nickte und nahm eins der Bücher vom Eibeholztischchen, das neben einer Schale mit getrockneten Kräutern und ein paar Kerzen lag. Es trug den Titel: 

“Die Zitadelle der Hexenmeister” und der Autor war Ahn Leipard, von dem sie noch nie etwas gehört hatte.

“Meine Großmutter erzählte oft Geschichten von den siebzehn Abgesandten des vergessenen Kontinents. Sie hat erzählt, dass die Drachen einst von dort kamen, bevor sie wieder im Nebel verschwanden.”

“Und der rote Stern soll uns den Weg weisen ins verheißene Land. So steht es geschrieben im Buch der Hex at Meiret.”

Eola nickte.

“Nur dass der rote Stern in Wirklichkeit ein Drache ist, der größte von allen, der einmal in zehn Jahrhunderten die Welt besucht auf seiner ewigen Reise durchs Meer jenseits der Zeit.”

“Euro Großmutter kannte die Schriften der Hexenmeister?”

Sie schüttelte den Kopf.

“Ihre Geschichten kamen von der Silbersee, dort erzählt man noch oft vom roten Stern. Zumindest hat man das, bevor sie starb und ich fortging.”

Der Magier nickte und beließ es dabei. Er schien zu spüren, dass sie lieber nicht darüber sprechen wollte, was ihrer Großmutter zugestoßen war. Es gab kein Heilmittel für den Tod, dazu war selbst ihr Glück nicht im Stande und dieser Umstand wurmte sie.

“Nun, habe ich mir die Ehre verdient, euren Namen zu erfahren?”, fragte er.

“Eola”, sagte sie und legte das Buch zurück auf den Tisch.

“Eola von der Silbersee. Was verschlägt euch ins Reich des Nebels?”

Sie zuckte mit den Schultern und stand auf.

“Gibt es hier auch so etwas wie ein Bett?”


Als sie schließlich auf der dünnen Matte lag, die Oine ihr neben dem Bett hergerichtet hatte, kreisten ihre Gedanken um ihre Großmutter Yahre, eine Piratin der Silbersee und ihren alles andere als gewöhnlichen Tod, um den Magier und seinen eigenartigen Namen, der dem  Feind des Nebelkaisers gehörte und um Drachen. 

Die Sehnsucht spülte wie Wellen an den Strand ihres Bewusstseins. Im Rauschen ferner Ufer hörte sie erneut die Stimme ihrer Großmutter:

“Dein Glück ist nur geliehen, meine Kleine. Es wird der Tag kommen an dem dir klar wird, dass es nicht ausreicht um glücklich zu sein.”

Dieser Tag war gekommen, an dem Yahre gestorben war. Sie hatte sich verirrt. Die Wunder vergessen, die sie ihr gezeigt hatte und es war so einfach gewesen, sich bloß treiben zu lassen.

Kopfschmerzen treiben sie zurück an die Oberfläche. Sie hatte das Gefühl grad erst eingeschlafen zu sein. War das nur der Einfluss des Alkohols?

Dabei hatte sie kaum etwas getrunken. Doch vor dieser einen Dummheit bewahrte sie ihr Glück selten, dem Trinken und dem daraus resultierenden Kater. Vielleicht sah es darin keine allzu große Gefahr. Und vermutlich hatte es sein Bestes versucht, indem es ihr den Magier geschickt hatte, der zeitig ins Bett gegangen war. Draußen war es noch dunkel und sie wollte sich einfach nur umdrehen und weiterschlafen, doch etwas kratzte am hintersten Teil ihres Bewusstseins. Eine Ahnung, die sie lieber nicht ignorierte. Also zwang sie sich, ihren Körper vom Lager zu hieven und trat an das große Fenster. Eola zog zaghaft einen der Vorhänge beiseite und blickte nach draußen. Ihre Augen brauchten einen Moment, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen und schließlich starrte sie gedankenverloren auf die leere Straße. Dort draußen war nichts, doch das unangenehme Gefühl blieb. Eine Vorahnung, die ihr ganz klar sagte: Etwas stimmte nicht. Nervös kaute sie auf einem ihrer Fingernägel, dann zog sie die Vorhänge wieder zu. Eola wandte sich vom Fenster ab und sah sich im Zimmer um. Das Schlafgemach war fast genauso groß wie das geräumige Wohnzimmer, in dem sie noch am Abend zuvor mit Oine gesprochen hatte. Ihr ging es immer noch nicht aus dem Kopf, dass er einen Namen trug, den sein Kaiser einst aus den Geschichtsbüchern getilgt hatte. Vielleicht lag die Gefahr gar nicht außerhalb des Zimmers, sondern war ihr bereits zu nahe gekommen. Aber nur weil er den Namen eines Verräters trug, hieß das noch nicht, dass er ihr Böses wollte. Vielmehr hatte sie das Gefühl, dass er ihr zugetan war. Sonst hätte er sie wohl kaum bei sich schlafen lassen. Und selbst die Nacht über hatte er nicht versucht, ihr Schaden zuzufügen, auch wenn die Gelegenheit wohl nicht günstiger hätte sein können. Nein, der Magier stellte keine Gefahr dar.

Aber was war es dann? Im Schlafzimmer gab es nur eine kleine Kommode neben dem Bett und eine kleine Sitzecke mit weiteren Sesseln und einem Tisch aus dunkler Eiche. Ein Holz, das in diesen Breiten nur selten zu finden war. Die hiesigen Fluss Hölzer wie Ulme und Esche waren deutlich häufiger und das Möbelstück musste ein kleines Vermögen gekostet haben. Darauf lag das Notizbuch des Magiers und neugierig geworden, nahm sie es in die Hand. Der Einband war aus weichem Leder und das Papier beinah so glatt wie ihre Haut. Auch das Buch muss mehr als nur ein paar Goldstücke wert sein.

Bevor sie es jedoch aufschlug und darin las, sah sie sich noch einmal zum Bett um, in dem immer noch der Magier schlief und schlich sich schließlich hinaus, um ihn nicht zu wecken.

Sie entzündete den kleinen Kerzenstumpf auf dem Tisch und setzte sich in den Ohrensessel, in dem am Abend zuvor noch Oine gesessen hatte.

Dann las sie denselben Eintrag, den er in diesem verfasst haben musste.


“Heute, wie vor drei Jahren, bin ich vor ein Wunder geraten. Sie sind selten geworden, hier und heute. Doch es gibt sie immer noch. Ich habe jene Geschichten stets für Märchen gehalten, die von Drachen erzählen.

Und das sind sie auch immer noch. 

Kein Text, der mir während meines langen Studiums der Magie unterkam, erwähnte je die wenigen Kinder, die dem Glück hold sind, die es wie Schwert und Schild zu führen in der Lage sind. Und doch gibt es sie wirklich. Ich bin heute Zeuge geworden.”


Sie blätterte eine Seite zurück. Dass der Magier sie getroffen hatte, war auch schon alles, was dort geschrieben stand. Der Eintrag, den er am Tresen der Bar verfasst haben musste, war hingegen schon etwas interessanter.


“Der Besuch des Kontaktes blieb aus, etwas, das mich mit Unwohlsein erfüllt. Es passt nicht zu den Gesandten, dass sie sich verspäten und erst recht nicht ein Treffen zu versäumen.”


Ein Treffen mit einem Gesandten, deshalb hatte Oine sich in der Kneipe eingefunden. Konnte es sein? Aber nein, der Oine von dem ihre Großmutter erzählt hatte, war hingerichtet worden. Außerdem müsste er mittlerweile mehrere hundert Jahre alt sein. Sie versuchte sich zu erinnern, was sie noch über den Gesandten namens Oine wusste, der einst über das Silbermeer ins Reich des Nebels kam.

“Und er ward gesandte über die unendliche See zu fernen Ufern, sein Glauben zu verbreiten, doch traf nur auf Unverständnis. Nebel umwehte den Geist der Unglaubigen und ihr Kaiser ward ihm bewusst…”, hörte sie Yareh’s Stimme in ihrem Kopf. Aber wie ging es noch gleich weiter? 

Ach ja: “Und er lud Oine in sein Heim und er hörchte geduldig auf seine Worte, bis er alles gehört hatte. Und der Gesandte erfreute sich des Kaisers Wohl und seinem guten Willen und die beiden wurden beste Freunde. Bis seine Meister erneut nach ihm riefen und der Kaiser ließ den Freund nicht gehen, dem Geheiß folgen, wollte er seine Geheimnisse doch nur für sich selbst. Denn so liegt es in der Natur des Menschen Eola.”

Und was ist dann passiert?”, hatte Eola gefragt. Und ihre Großmutter hatte erwidert:

“Das mein Kind, weiß keiner so genau, aber ich will dir sagen, was ich glaube, denn war es doch der, den Oine lobpreisen wollte.”

“Den Glaube an den großen Geist?”

Und ihre Großmutter hatte gelächelt und genickt. 

“Richtig. Er wollte uns warnen, vor dem was einst kommen wird. Deshalb wardt er gesandt.”

“Vor dem Geist, der die Welt verschlingen wird?”

“Du weißt es doch schon!”

Eola hatte gekichert und genickt, sowie sie jetzt auch kicherte, als sie daran dachte.

“Aber ich will es noch einmal hören.”

“Also gut.”, hatte ihre Großmutter geseufzt.

“Der Kaiser wusste der Macht, die jene fremden Herren beherrschten, die Oine einst sandten. Also sperrte er ihn ein, seinen eigenen Freund, auf das ihre Magie ihn nicht erreichte, und er nannte ihn Verräter und als er all seines Wissen habhaft geworden war, ließ er ihn als solchen ermorden.”

Es war keine besonders schöne Geschichte gewesen, das wusste sie und trotzdem hatte sie stets fasziniert gelauscht und dann:

“Nochmal!”

Eola blätterte weiter nach Vorne und der nächste Eintrag räumte für sie jeden Zweifel beiseite.


“Im Reich des Nebels gehen Gerüchte um. Geschichten über Magie, die sich dem Nexus entzieht, den unser Kaiser schuf, um all unser Können zu binden. Magie, die nicht zu erlernen ist, wie ich stets vermutet habe, dass sie existiere. Mein alter Freund ist nachlässig geworden. Sein Untergang steht seit Jahren in den Sternen geschrieben, doch sie zu lesen ist keiner mehr in der Lage, selbst ich nicht. Habe ich doch längst sämtliche Gaben verloren, die mich einst ans Ufer spülten.”


Eola blätterte weiter zurück, doch die folgenden Einträge waren Fachsprache und schienen ohnehin nicht besonders wichtig. Doch je weiter sie zurückblätterte, umso verschwommener wurden die Zeichen und tanzten ihr vor den Augen, als wollten sie sich ihrem Blick entziehen. Und dann wehte plötzlich ein eisiger Wind durchs Zimmer, ließ die Vorhänge zittern und Eola frösteln. Die Seite flatterten im leichten Hauch, der vom Schlafzimmer her wehte.

Eola sah auf und erblickte den Magier, der im dunklen Durchgang stand und sie anfunkelte. Sein Gesicht zitterte vor Wut und all ihre Alarmglocken schrillten.

“Mädchen!”, donnerte er, sodass sie beinahe vom Stuhl fiel.

“Hat man dir nie beigebracht…”

Sein Schatten tanzte über die Wände, der Boden bebte und sie erstarrte im Sessel zur Salzsäule.

“Entschuldigung”, murmelte sie und langsam legte der Wind sich, die Miene des Magiers der sich Oine nannte wurde wieder etwas sanfter und er schrumpfte zu normaler Größe zusammen, schien sogar noch kleiner zu werden, bis ihm die Schultern herab hingen, als hätte er sich stark verausgabt.

“Hat man dir nicht beigebracht, dass es sich nicht ziemt, in fremder Leute Angelegenheit zu schnüffeln?”

Dabei kam er langsam auf sie zu und streckte die Hand aus.

Eola gab ihm das Notizbuch und Oine ließ sich Ihr gegenüber in einen Sessel sinken. Er war noch blasser als sonst und Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Er trug nur ein leichtes Nachthemd das sich im legenden Wind leicht bauschte.

“Tut mir leid, vermutlich nicht. Meine Großmutter war Piratin.”

Dabei lächelte sie schief und auch der Magier zuckte leicht mit den Mundwinkeln.

“Ah, ich verstehe. Die freien Frauen der Silbersee. Ich habe viel von ihnen gehört.”

“Während eurer Reise über das unendliche Meer?”

Oine zog eine Augenbrauen hinauf und sah sie tadelnd an.

“Also habt ihr sogar darin gelesen, natürlich.” 

Er seufzte und wischte sich die Stirn mit dem Zipfel seines Nachthemdes.

“Nein, das ist bereits lange her und ich erinnere mich kaum noch an diese Zeit.”

Sie wurde ganz aufgeregt und rutschte unruhig auf ihrem Sessel hin und her.

“Also seid ihr es wirklich? Der Oine? Der Verräter?”

Bei diesem letzten Wort, trat ein schmerzhafter Ausdruck auf das Gesicht des Magiers.

“Ich bin es wirklich und auch wieder nicht. Der Oine von dem man erzählt starb im Kerker der Nebelfeste, so wie man es erzählt. Der Mann der fliehen konnte, war ein neuer Mensch, er ließ all diesen Schmerz hinter sich und kehrte nie nach Hause zurück. Aber auch dieser Mann bin ich nicht mehr…”

Eine Pause stellte sich ein und Eola wollte den Magier nicht aus den Gedanken reißen, in die ihre forschen Fragen ihn katapultiert zu haben schienen.

Dann hielt sie es jedoch nicht länger aus:

“Wie könnt ihr der Oine sein? Ihr müsst über dreihundert Jahre alt sein?”

Der Magier nickte abwesend.

“Wie auch der Kaiser selbst.”

“Eure Erinnerung schwinden, richtig? Verschwimmen deshalb die Zeilen in eurem Notizbuch?”

Oine seufzte und sah sie streng an.

“Jetzt hört mal Kleine, ich bin keine Jahrmarktsattraktion. Ich werde alle eure Fragen besten Wissens beantworten, aber ich werde es nicht umsonst tun.”

Eola nickte.

“Was wollte ihr?”

“Eine Antwort für jede Frage.”

Eola kicherte über seine seltsame Ausdrucksweise und nickte dann noch einmal.

“Warum seid ihr eigentlich schon so früh wach?”

Eola schlug sich die Hand vor die Stirn und sprang auf. Das hätte sie völlig vergessen, abgelenkt durch ihre Entdeckung, um wen es sich bei Oine handelte.

Dann runzelte sie jedoch die Stirne und setzte sich wieder hin. Seltsam, das eigenartige Gefühl war wieder verflogen.

“Es war… wie habt ihr es beschrieben? Ein Kribbeln in den Fingern?”

“Ihr habt Magie gespürt?”, fragte der Magier.

Eola schüttelte den Kopf.

“Nicht direkt. Es ist eher wie ein Jucken im Kopf, als würde mir etwas über den Nacken direkt ins Gehirn krabbeln. Eine Vorahnung, eine Warnung, wenn ihr so wollt.”

Oine hörte interessiert zu und legte leicht den Kopf schief.

“Interessant. Als würde eure Gabe euch vor Gefahren warnen?”

“Richtig. Aber das waren zwei Antworten. Ich bin an der Reihe.” 

Der Magier schüttelte lächelnd den Kopf.

“Meinetwegen. Dann fragt Mal drauf los, unverschämtes Fräulein.”

“Ihr seid der berühmteste Verräter des Reiches, wie kann es sein, dass ihr für die Armee des Kaisers arbeitet?”

Oine schmunzelte.

“Das habe ich nie behauptet, ihr seid davon ausgegangen, da ich ein Magier bin und es ist auch naheliegend, aber ich stehe in keinerlei Verbindung zum Heer.”

Eola lehnte sich zurück und rümpfte die Nase. Das hätte sie sich auch denken können. Sie war tatsächlich von Dingen ausgegangen, die sich der Logik entzogen. Warum sollte der legendäre Verräter auch für den arbeiten, der ihn einst zum Tode verurteilt wurde.

“Ich bin am Zug. Sagt mir Eola, warum seid ihr nach Madiskat gekommen?”

Eola lächelte.

“Das ist einfach. Ich wollte die Zitadelle sehen. Die Geschichten werden ihr nicht gerecht.”

“Das ist alles? Ihr seid nur eine Schaulustige?”

Sie nickte.

Es gab noch einen anderen Grund, aber der hatte nichts damit zu tun, warum sie nach Madiskat gekommen war, sondern eher, warum sie nicht hatte bleiben können in der kleinen Küstenstadt, in der sie aufgewachsen war.

“Wie konntet ihr dem Kaiser entkommen? Man hat eure Hinrichtung mit angesehen. Zumindest erzählen das die Geschichten.”

Oine nickte.

“Es war eine Farce, ein Schauspiel, um zu vertuschen, was wirklich geschehen war.”

“Warum? Was war es das ihr dem Kaiser gesagt habt, dass ihm solche Angst gemacht hat?”

“Dafür daß ihr stets vom eurem Glück beschützt werdet, wisst ihr ziemlich viel über Angst.”

Eola nickte.

“Aber zuerst ist es an mir, euch eine Frage zu stellen. Und vielleicht überlegt ihr in der Zwischenzeit, ob das wirklich die Frage ist, die ihr stellen wollt.”

Also überlegte Eola und der Magier stellte seine nächste Frage. Und die hatte es in sich.

“Habt ihr euer Glück je benutzt um jemand anderem zu helfen?”

Die Frage traf Eola ins Mark. 

“Ich habe versucht sie zu retten… meine Großmutter Yahre.  Es hat nicht funktioniert. Aber so ist es nun mal mit meinem Glück. Ich kann es nicht kontrollieren.”

Oine legte nachdenklich einen Finger an die Lippen.

“Ihr habt das Essen bestellt, als ihr festgestellt habt, dass ihr den Holzfäller mit einfachem Glücksspiel nicht am Tisch halten konntet. Ihr habt das gelenkt was ihr Glück nennt, ermangel eines besseren Wortes. Ich glaube ihr seid sehr wohl dazu in der Lage es zu steuern.” 

Darüber musste sie hingegen wieder etwas länger nachdenken und plötzlich war ihr jede Frage entfallen, die sie dem Gesandten hatte stellen wollen.

Eine Pause stellte sich ein und schließlich erhob sich der Magier. Eola wollte protestierte, doch er hob bloß langsam die Hand um ihr Einhalt zu gebieten.

“Ich habe euch eine Menge zum nachdenken gegeben, genau wie ihr mir. Wenn ich eins in meinem langen Leben gelernt habe, ist es, die Dinge nicht zu überstürzen.”

Eola rümpfte die Nase, beschwerte sich jedoch nicht. 

“Ihr seid hier um die Zitadelle zu sehen, richtig? Ich muss ebenfalls dort hin. Begleitet mich doch.”

Eola stand ebenfalls auf und begann zu strahlen.

“Gerne.”


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